Besuch in einer WillkommensKITA
Fast ein Viertel der Kinder in der AWO Kita »Buratino« in Gröditz sind Flüchtlinge. Ein Jahr nach Einführung des Integrations-Projektes WillkommensKITAs berichtet die Kita-Leiterin über Fortschritte und Herausforderungen im alltäglichen Umgang mit den Flüchtlings-Kindern und deren Familien.
Schon kleine Dinge nehmen oft viel Zeit in Anspruch
»Begonnen hat alles im Jahr 2013«, erinnert sich Kita-Leiterin Heike Seifert. Damals kamen die ersten Kinder aus dem nahegelegenen Asylbewerberheim in die AWO Integrative Kindertageseinrichtung »Buratino«. Die Neuankömmlinge waren schon aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse eine enorme Herausforderungen für die Kita in der nordsächsischen Kleinstadt. Erzieher und Eltern verständigten sich anfangs mit Händen und Füßen. Alltägliche Dinge, wie zum Beispiel der Ablauf der Eingewöhnung oder die Klärung der Frage, welche Sachen die Kinder in der Kita benötigen, waren nur schwer zu vermitteln. Außerdem war unklar, mit welchen Erlebnissen aus der Vergangenheit die Kinder in die Kita kamen.
Nahezu ein Jahr später gab es eine Ausschreibung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung Sachsen (DKJS) für das Integrations-Programm WillkommensKITAs.
Das Integrationsprogramm WillkommensKITAs
»Zunächst suchten wir Kitas mit mindestens einem Kind aus einer asylsuchenden Familie im ländlichen Raum. Dort gibt es in der Regel weniger etablierte Unterstützungs-Angebote für die Integration von Asylbewerbern.«, erzählt der Programmleiter im Modellprogramm WillkommensKITAs.
Die Ziele des Programmes sind klar formuliert. WillkommensKITAs sind interkulturelle Orte, an denen Kinder aus asylsuchenden Familien willkommen sind und sich wohlfühlen. Teilnehmende Pädagoginnen und Pädagogen bauen ein lokales Unterstützungs-Netzwerk mit Experten auf, um den Integrationsprozess vor Ort zu gestalten. Finanziell unterstützt wird das Programm vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus und dem Landesprogramm Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz des Freistaates Sachsen.
Durch das Projekt WillkommensKITAs kam ein roter Faden in die Integrationsarbeit. Die Teilnehmer am Programm haben die Möglichkeit, dieses ein Stück weit selber zu schreiben.
Heike Seifert, Leiterin der AWO Integrativen Kindertageseinrichtung »Buratino«, Gröditz
Erste Schritte als WillkommensKITA
Im November 2014 startete das Programm in vier sächsischen Kitas. Die Leiterin der AWO Integrativen Kindertageseinrichtung »Buratino«, Heike Seifert, erläutert die Schwerpunkte des Programmes:
Zusammenarbeit mit einem Einrichtungscoach
Einmal pro Monat nimmt ein speziell ausgebildeter Coach an einer Dienstbesprechung in der Kita teil. Gemeinsam mit dem Erzieher-Team werden aktuelle Dinge aus dem Alltag reflektiert. Mal geht es dabei um die Durchführung des Aufnahmegespräches mit einer syrischen Familie, welches mit einem Dolmetscher am Telefon über drei Ecken geführt werden muss. Ein anderes Mal sucht die Kita-Leitung Rat im Umgang mit deutschen Eltern. Der Coach übernimmt dabei die Rolle des Moderators und erhält somit einen individuellen Blick auf die Kita.
Fortbildungen für das Erzieher-Team
Einen zweiten Schwerpunkt des Programmes bilden Fortbildungen und Fach-Tage zu den Themen interkulturelles Lernen und Spracherwerb, ergänzt durch ganz grundlegenden Fragestellungen, unter anderem zu Asylrecht und der Rolle der Frau. Externe Referenten und Experten unterstützten auf den Gebieten Traumatisierung, Mehrsprachigkeit in Kitas und bei der Zusammenarbeit mit deutschen und ausländischen Eltern.
Regelmäßige Netzwerk-Treffen
Einmal pro Jahr findet ein Netzwerk-Treffen mit den anderen WillkommensKITAs statt. Neben dem gegenseitigen Kennenlernen steht hierbei der Austausch über Erfahrungen und Herausforderungen bei der Integration im Vordergrund.
Zehn WillkommenKITAs in Sachsen
Auch wenn noch viel zu tun bleibt, ist die Leiterin der AWO Kita »Buratino« sehr zufrieden mit dem Integrations-Projekt. Durch die Einführung ist ein lokales Unterstützungs-Netzwerk in Gröditz entstanden. Heute arbeiten das Asylbewerber-Heim, die Stadt Gröditz und die Kita sehr eng zusammen und tragen dazu bei, den Integrationsprozess vor Ort zu gestalten.
Mittlerweile gibt es zehn WillkommensKITAs in Sachsen - sechs davon im städtischen Bereich. Mehr werden es nach Auskunft des Programmleiters vorerst nicht werden. Wichtiger ist es in seinen Augen, das die derzeitigen WillkommensKITAs ihre Erfahrungen aus dem Programm mit anderen Kitas in Sachsen teilen und als Vorreiter beim Thema Integration fungieren.